Das muss mal gesagt werden....

Barbara Rittner - die Trainerin des Jahres?

Wir haben ein richtiges Team - eine Tennis-Mannschaft, auf die wir stolz sein können. Eine Einheit, die unser Land in der Slowakei beim vermeintlichen Favoriten überragend vertreten hat. Angelique Kerber, Andrea Petkovic, Julia Görges und Anna Lena Grönefeld sind als erste deutsche Damen-Mannschaft seit 19 Jahren in ein Fed-Cup-Halbfinale eingezogen. Bravo! Doch das größte Lob verdient die Team-Chefin.

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Die wahre Siegerin des vergangen Wochenendes in der Slowakei heißt aus meiner Sicht Barbara Rittner. Seit 2005 ist sie "Kapitänin" der deutschen Damen, sie hat einen Löwenanteil am Erfolg unserer Ladies. Warum? Barbara Rittner arbeitet nicht nur Tennis, sie lebt und liebt diesen Sport.

Als Spielerin erfolgreich, aber immer im Schatten von Steffi Graf, hat sie nach der aktiven Karriere ihren Platz gefunden. Als Coach, als Mentor, als Managerin, als Mutter der Kompanie. Unermüdlich arbeitet sie für das deutsche Tennis, reist um die Welt, begleitet die deutschen Spitzenspielerinnen auf unzähligen Turnieren und ist Ansprechpartnerin rund um die Uhr.

Sie hat dieses Team geformt, sie sorgt mit kurzer und manchmal auch längerer Leine dafür, dass für Deutschland ein echtes Team spielt. Motivation, Förderung und Forderung, ihre Arbeit im Hintergrund ist aus meiner Sicht phänomenal. Aber nicht nur das: Man findet und trifft sie bei U-18-Meisterschaften, auf deutschen Nachwuchsturnieren und bei den großen Wettkämpfen in Deutschland. Ihr Meilenkonto hätte ich gerne.

Kompetent auf allen Ebenen

Rittner ist gefühlt rund um die Uhr mit ihren Spielerinnen beschäftigt, kümmert sich aber genau so aufopferungsvoll um den Nachwuchs und kämpft "nebenbei" auch noch für Sponsoren. Die deutsche Tennis-Frauen-Nationalmannschaft würde nicht Porsche-Team heißen, hätte Rittner den Deal mit den Autobauern nicht eingefädelt.

Sie erledigt auch auf der geschäftlichen Ebene die Dinge eindrucksvoll und mit Erfolg, obwohl es eigentlich gar nicht Ihre Aufgabe ist. Auch unser Tennis-Experte Nicolas Kiefer hat oft zu mir gesagt: "Das, was Barbara da macht, wird zu wenig geschätzt, zu wenig anerkannt."

Auch für uns Presse- und TV-Vertreter hat sie immer ein offenes Ohr, immer eine Geschichte parat. Dass wir in der Woche vor dem Fed Cup in Bratislava mit allen Mädels außerhalb von Pressekonferenzen drehen konnten, dass wir "Hotelzimmer-Stories" filmen durften, dass wir immer mit großem Respekt, aber vor allem auch großer Freude samt Kamera empfangen wurden - das gibt es selten im Spitzensport.

Für mich haben die deutschen Tennis-Frauen da fast ein Alleinstellungsmerkmal. Auch dafür sorgt die Chefin. Denn sie hat verstanden, dass der Erfolg nur dann richtig entstehen kann, wenn das Volk Geschichten erzählt bekommt, das gehört eben dazu. Auch diese Arbeit ist vorbildlich!

Rittner - die Trainerin des Jahres!

Was kann ich kritisieren? Vielleicht, dass sie nicht offensiver darüber spricht, was sie alles macht und gemacht hat? Vielleicht, dass sie nicht den Mund aufmacht, wenn ihr Dinge nicht passen? Nein, Rittner ist keine Lautsprecherin, sie redet nicht, sie macht.

Wer verstehen will, wie Barbara Rittner tickt, der muss sich mit ihrer Mutter unterhalten. Ich hatte in Bratislava die Gelegenheit dazu. Bodenständig, mit beiden Beinen im Leben stehend, demütig auch bei Erfolg und immer hart arbeitend - so ist sie erzogen worden, das gibt sie heute ihren Spielerinnen weiter.

Ich wünsche dieser Mannschaft von Herzen den sportlichen Erfolg. Und spätestens, wenn die Mannschaft das Fed-Cup-Finale erreicht, also im April Australien schlägt, muss eines klar sein: Barbara Rittner, und auch nur sie, ist die Trainerin des Jahres. Es ist Zeit, die Arbeit und die Leistung der deutschen Tennis-Chefin entsprechend zu würdigen. Verdient hat sie es schon jetzt.

Halbfinale - starker Auftritt der Tennis-Damen

Was wirklich toll zu erleben war, war der Teamgeist, den die deutschen Tennis-Damen beim FedCup in Bratislava gegen die Slowakei gezeigt haben. Mit dem 3:1 Sieg gegen die Favoriten aus Osteuropa, haben sich Angelique Kerber, Andrea Petkovic, Julia Görges, Anna Lena Grönefeld und Teamchefin Barbara Rittner erstmal sein 1995 für das Halbfinale qualifiziert.

Mehr dazu gibts schon in naher Zukunft auf ran.de.

Ich freue mich auf noch ganz viel Tennis im Jahr 2014!!

PR-GAU beim Davis-Cup... Aber nicht alles zerreden jetzt!

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In meiner Kolumne auf ran.de habe ich mir zu den Vorkommnissen am vergangenen Sonntag bei Davis-Cup in Frankfurt Gedanken gemacht.

Es sollte ein neuer Start in eine bessere Zukunft sein. Am Samstagabend war nach dem 3:0-Sieg gegen Spanien klar: Deutschland hat wieder ein echtes Tennis-Team, eine Nationalmannschaft, eine schwarz-rot-goldene Truppe, auf die wir stolz sein können. In den Katakomben der Frankfurter Ballsporthalle herrschte Euphorie pur. Im Überschwang der Gefühle fiel sogar schon das Wort "Halbfinale". Es gab Sektduschen und gute Laune zwischen den vier Einzelunternehmern Haas, Kohlschreiber, Mayer und Brands, die endlich eine Einheit darstellten.

Von all dem war Sonntag am Nachmittag gegen 15 Uhr nichts mehr zu spüren. Verpufft, in Luft aufgelöst. Noch nie wurde eine deutsche Mannschaft nach einem 4:1-Sieg so ausgepfiffen. Ein Bundestrainer wurde noch nie von einem wütenden Pfeifkonzert in der Halle so "auf stumm" geschaltet wie Carsten Arriens. Zu Recht? Dieses Davis-Cup-Wochenende wird nun vorerst nur auf die Pfiffe, auf drei verletzte Spieler und auf einen PR-GAU reduziert werden. Aber: An zwei Tagen hat unser Team eine zugegebenermaßen spanische B-Mannschaft niedergekämpft, hat tolles, spektakuläres Tennis gezeigt.

Schwarz-rot-goldener Jubeltaumel

Wow, wir waren alle in einem schwarz-rot-goldenen Jubeltaumel am späten Samstagabend, sogar das Doppel gewonnen, irre... Was geht dieses Jahr im Davis Cup? Arriens hat wirklich eine Mannschaft geformt, alles schien wunderbar. Das Volk will Brot und Spiele, das war schon im alten Rom so, und es ist heute im Prinzip nicht anders. 65 Euro kostete alleine am Sonntag das Tagesticket, dafür wollen die Menschen unterhalten werden.

Und hier beginnt das Problem des letzten Davis-Cup-Tages in Frankfurt. Warum war es nicht möglich, dass Kohlschreiber oder Haas für zwei Sätze auf den Court gehen, ein bisschen Entertainment zeigen, ein bisschen Spaß haben - und fertig? Unglaubwürdig wird es, wenn jetzt unter der Woche wieder in Zagreb aufgeschlagen wird. Zwei Sätze ohne Druck in Frankfurt wären doch ein perfektes "Warmspielen" gewesen. Hier haben aus meiner Sicht die Spieler und die Verantwortlichen falsch reagiert, die Quittung gab es direkt vom Publikum. Das kann ich gut verstehen. Zumindest einer hätte die Zähne zusammen beißen müssen.

Umdenken im deutschen Tennis angebracht

Und ich bin mir sicher: Als Kohlschreiber, Haas und Mayer bei uns im ran-Studio waren, wussten sie: Oh, heute haben wir hier richtig Mist gebaut. Niemals bisher ist eine deutsche Mannschaft als gewinnender Verlierer vom Platz gegangen. Auch das war leider eine Premiere, ein Kreditverbrauch, der nicht so leicht wieder aufzufangen sein wird. Ich finde, es muss ein neues Denken her. Wenn Tennis wieder groß werden soll, darf so etwas nie mehr passieren.

Eines ist klar: Am Ende sind Tennis-Profis dann doch Einzelunternehmer. Gemanagt, beraten, eigene Interessen verfolgend. Ich hoffe, dass die Herren und die Berater dahinter heute etwas dazu gelernt haben. Der Tennissport braucht seine Fans, mehr denn je, die Liebe der Menschen zu diesem großen Sport darf nicht mit Füßen getreten werden. Reißt nicht mit den eigenen Händen wieder ein, was ihr euch mühsam aufgebaut habt.

Mannschaft hat großes Potenzial

Die Mannschaft hat das Zeug, Großes zu erreichen, aber nur wenn alle mitziehen - auch wenn es weh tut. Frankfurt hat gezeigt, dass es oberflächlich funktioniert, aber tief drinnen ist noch Potenzial - ich formuliere es mal positiv. Es ist so schade, keiner redet über einen tollen Sieg, über ein Viertelfinale gegen Frankreich im April, alle reden nur über die Pfiffe. Ich hätte gerne über einen großen Sieg geschrieben, es ist leider nur ein Sieg mit jenem bitteren Beigeschmack - und der wird noch lange bleiben. Leider... 

Killing schlägt auf: Fazit der Australian Open

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Das Finale der Australian Open 2014 hat eines bewiesen: Tennis ist einfach ein so schöner, ein so spannender und wunderbar spektakulärer Sport. Und der Sieger bei den Herren schreibt Geschichte.

Es ist eine besondere Geschichte, die Stanislas Wawrinka am Sonntagmorgen deutscher Zeit geschrieben hat. Was war das für ein geiles Finale! Da war alles drin: Spannung, Nervenkrimi, klare Szenen, eine Verletzung und ein kurzfristiges Comeback von der Nummer eins der Welt. Aber: ein Schweizer, der noch letztes Jahr den Beinamen "ewiges Talent" trug, erfüllte sich den Traum seines Lebens. Zwölf Mal hatte er bis dahin gegen Rafael Nadal gespielt, nie gewonnen und ausgerechnet im wichtigsten Spiel seiner Karriere war er besser, war er zu 100 Prozent da. Das war er sowieso über das gesamte Turnier hinweg. Wie er im Viertelfinale die Nerven gegen Novak Djokovic behalten hat, im fünften Satz nach vier Stunden Spielzeit die Nummer zwei der Welt mit 9:7 niedergerungen hat, das war groß, ganz groß. "Willkommen an der Spitze!", möchte man dem 28-Jährigen zurufen, der in seiner Karriere alles erlebt hat. Immer im Schatten des großen Landsmannes Roger Federer, niemand interessierte sich wirklich für "Stan the Man". Überrascht war er noch im Dezember, als er an einer jährlichen Autogrammstunde in seiner Heimatstadt Lausanne teilnahm. Kamen sonst nur ein paar Tennis-Fans, um die wertvolle Unterschrift eines Tennis-Stars zu bekommen, so waren es im Dezember 2013 auf einmal mehrere hundert Fans. Bescheiden und sensibel wie er ist, war Wawrinka überrascht und glücklich zugleich.

Seine Lebensphilosophie hat er sich auf seinen Unterarm tätowieren lassen: "Immer versucht, immer gescheitert. Egal, versuch es es wieder. Scheitere wieder. Scheitere besser." Im Januar 2014 sind die Besten an ihm gescheitert. Er hat gesiegt. Sein Lohn: 2,65 Millionen Dollar und Platz drei der Weltrangliste. Roger Federer ist Achter. Mehr muss man nicht sagen.

Rafael Nadal wird auch diese Tennis-Saison bestimmen

Sein Gegner Rafael Nadal ist im Soll, ein Finale kann man mal verlieren, Nadal wird auch diese Tennis-Saison bestimmen - wahre Größe zeigt ein Star in der Niederlage. Wie Nadal nach dem Finale gesprochen hat, das war sehr stark. Wenn er gesund bleibt, gewinnt er die French Open - ich lege mich da jetzt schon fest.

Und Federer? Das wird schwer, auch wenn er mich in Melbourne überzeugt hat. Nur: Ob der "Fed-Express" nochmal ganz oben im Tennis-Hauptbahnhof einfährt? Ich kann es mir nur schwer vorstellen, zu wünschen ist es dem sympathischen Baseler zweifelsohne.

Aus deutscher Sicht ist selbst Boris Becker im Viertelfinale ausgeschieden, und er kam für Schwarz-Rot-Gold noch am weitesten. Das sagt alles, in der letzten Kolumne habe ich mich schon deutlich dazu geäußert.

Wir brauchen Erfolge, die Hoffnung stirbt zuletzt, denn die Saison hat ja gerade erst angefangen. Nun fiebern wir dem Davis Cup entgegen, ob mit oder ohne Tommy Haas gegen Spanien. Nominiert ist er ja, nur spielt er wirklich? Ich mag noch nicht so recht daran glauben, zu labil wirkte sein Auftritt in Melbourne. Und es gibt Stimmen aus dem deutschen Lager, die daran zweifeln. Warten wir ab.

Europa hat uns überholt, Spanien, Frankreich, die Schweiz, alles Nationen, die vor uns stehen. Deutlich, das ist hart, aber es ist so. Kurzfristig ist da keine Änderung in Sicht. Noch nicht...

Eine Hoffnung haben wir: der Mann heißt Alexander Zverev, ist 16 und hat die Juniorenkonkurrenz in Australien gewonnen. Herzlichen Glückwunsch, ich freue mich schon jetzt auf diese Kolumne im Jahr 2018. Dieser Kerl wird rocken, ganz sicher.

Nur Kerber zeigt Grand-Slam-Niveau

Und bei den Damen? Li Na gewinnt, Dominika Cibulkova heißt ein neuer Stern aus der Slowakei und die deutschen Damen müssen in zwei Wochen in Bratislava ran. Na bravo... Apropos: Nur Angelique Kerber hat zu Beginn der Saison Grand-Slam-Niveau gezeigt. Da wartet noch viel Arbeit auf den Rest - dass unsere Mädels es können, haben sie oft bewiesen, da schaue ich trotz der Ernüchterung in Down Under positiv nach vorne.

Das Tennis-Jahr hat genial begonnen, am Donnerstag Abend melde ich mich dann per Kolumne aus Frankfurt. Und ab Freitag geht es dann gegen die Spanier. 2014 wird ein gutes Tennis-Jahr. Ich glaube noch immer ganz fest daran.